Das Ostern meiner Kindheit...
war immer schön, fast schöner
noch als Weihnachten. Klar, Weihnachten war toll, es gab jedes Jahr die
Puppenstube, aufgehübscht mit neuen Vorhängen oder einem neuen Püppchen. Und
einige Wochen nach Weihnachten war sie plötzlich spurlos verschwunden, die
Puppenstube, um am nächsten Weihnachtsfest wieder frisch tapeziert unterm Baum zu
stehen.
Das gleiche geschah ja auch
mit der Märklin-Eisenbahn der Jungs, die sie sowieso nur anschauen durften,
weil der Vater sich jedes Jahr an Weihnachten einen Jungentraum erfüllte. Er
war der einzige, der die Trafos bedienen durfte – und wehe, wenn nicht -. Das
konnte so ein Weihnachten auch ganz schnell kippen...
Oder schön war auch die
Bescherung unterm lamettabehangenen Christbaum. Der Vater spielte Klavier, die
Kinder und die Großmutter sangen Stille Nacht und die Mutter stand in der Küche
am Herd. Wo war eigentlich der Großvater während dieser Zeit...?
Aber Ostern war etwas
anderes: Wer, wie ich, so um 1950/1960 geboren wurde, wird sich vielleicht
erinnern. Ostern war es immer Frühling und warm. Nein, ich sage nicht, früher
war alles anders oder besser. Aber auf das Wetter konnte man sich verlassen. Im
Winter viel Schnee, im Sommer flirrende Hitze und an Ostern eben Frühling. Die
Luft roch irgendwie schon so warm, ich erinnere mich an Vogelgezwitscher (gut,
die zwitschern heute ja auch noch) und die Geräusche klangen noch so gedämpft,
verschlafen vielleicht.
Die Großmutter versteckte an
Ostern immer die Ostereier im Garten und wir Kinder durften vor dem Kirchgang
den Garten durchsuchen, bekamen ein Bastkörbchen in die Hand und los ging es.
Oft gruben wir dann im Herbst oder Winter noch die letzten Ostereier aus der
Erde...
Ostern war auch die Zeit, in
der wir von den schrecklich kratzenden Flanell-Strumpfhosen befreit wurden. An
Ostersonntag durfte ich den Frühling mit Kniestrümpfen begrüßen. Weiße
Häkelkniestrümpfe mit lockerem Gummi. Die Dinger rutschten ständig, aber was
war ich stolz. Ich muss so vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, aber ich kann
mich genau erinnern. An die Kniestrümpfe, die Lackschuhe (die gab es allerdings
nur sonntags zur Kirche) und an den Duft, der die Luft einhüllte. Damals
brauchte man kein Parfum... Frühling halt.
Meine Großmutter war
Schneiderin und ich erinnere mich an selbstgenähte Faltenröckchen und Kleidchen
mit großem Karomuster. Oh, und ich hatte einen wunderschönen, weißen
Spitzenkragen, den man auf den Halsausschnitt legte und mit Druckknöpfen
verschließen konnte. Gibt es so was heute noch?
Und Ostern gab es manchmal
auch Geschenke. Ich erinnere mich an meine ersten Stelzen. Sie standen immer
unter dem Fenster meines Kinderzimmers. Und nicht nur einmal bin ich aus dem
Fenster geklettert, direkt auf die Stelzen und ab ging die Post! Und einmal
bekam ich Rollschuhe zu Ostern geschenkt. Meine Güte, das war toll. Ich glaube,
ich war die schnellste Rollschuhläuferin aller Zeiten. Die Straße rauf und
runter, als gäbe es kein Morgen... Sie waren von der Firma Hudora, mit roten
Riemchen. Die Schuhlänge konnte man mit einem kleinen Vierkant-Schlüssel
einstellen. Und hatte man nicht fest genug zugedreht, dann löste sich der
Rollschuh während der Fahrt und wurde länger und länger – bis man dann halt auf
die Nase fiel.
Seltsam, was einem so alles
einfällt. Ich kann damals höchstens fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein.
Ich erinnere mich an dieses
wunderbare Kindheitsgefühl, geborgen im Schutz der Familie, durch den Garten
meiner Kindheit rennend, im Hühnerstall den Hühnern schnell die Eier geklaut
und der Großmutter in die Kittelschürze gegriffen in der Gewissheit, dass sich
dort Lakritz-Kätzchen versteckten.
Ich vermisse meine Großmutter
sehr...
Vielleicht – oder hoffentlich
– habt Ihr ja auch so schöne Kindheitserinnerungen an Ostern. Ich wünsche es
Euch! Und in diesem Sinne ein frohes Osterfest Euch allen!